Découvrez les bibliothèques de la Ville de Genève
Toute l'offre culturelle


  • La Bibliothèque de Genève déploie sur 4 sites un patrimoine écrit, imprimé, musical et iconographique unique qu’elle sélectionne, protège, valorise et transmet au grand public comme au public scientifique.
  • Site internet de la Bibliothèque de Genève


  • Les Bibliothèques municipales sont des lieux de rencontre, de découverte et de partage qui vous proposent de nombreux documents à emprunter ainsi que des activités gratuites pour petit-e-s et grand-e-s.
  • Site Internet des Bibliothèques municipales


  • Les musées d’art et d’histoire, le Musée d’ethnographie et le Museum d’histoire naturelle, les Conservatoires et Jardin botaniques et le Fond municipal d’art contemporain proposent un accès à leur bibliothèque scientifique .
  • Site internet


  • Vous avez une question et vous souhaitez une réponse personnalisée? Le réseau des bibliothèques genevoises vous offre, en moins de trois jours, un résultat fiable et des sources identifiées.
  • Service Interroge

Historique

"Portraits d’hommes illustres dans l’ancienne Bibliothèque publique du Collège", Jean-Jacques Dériaz, 1873, Bibliothèque de Genève, inv. CIG 0203

Die Sammlungen der Bibliothèque de Genève

Der Beginn einer Politik zur öffentlichen Verwaltung der Sammlungen von Bildern, Kunstgegenständen und Kuriositäten kann auf das Jahr 1702 datiert werden, als die Bibliothek in den grossen Saal des Collège (das heutige Collège Calvin) transferiert wurde. Dieses erste «Museum» zeigte insbesondere die Porträts berühmter Männer, welche die Besucher neben anderen Schätzen bewundern konnten. So wurden die Tafeln des berühmten Altars von Konrad Witz - eine der Tafeln zeigt einen Genfer Kardinalbischof, der irrtümlicherweise als Jean de Brogny identifiziert wurde – 1732 in die Bibliothek gebracht; heute befindet sich der Altar im Musée d’art et d’histoire. Die Sammlungen erweitern sich auch sehr schnell um zeitgenössische Ansichten von Genf und alte Karten. Erwähnenswert sind namentlich die vier panoramischen Darstellungen des Malers Robert Gardelle, welche der Miniaturist Jacques-Antoine Arlaud seiner Geburtsstadt 1743 schenkte, oder die berühmte Karte von Genf und Umgebung, die ihr Schöpfer, Jacques-Barthélemy Micheli du Crest (1690-1766), der Bibliothek übergab.

Der dokumentarische Ansatz

In der Geschichte der Genfer Sammlungen ist das Jahr 1843 von Bedeutung, denn nun wird die wichtige Unterscheidung getroffen zwischen den der Bibliothek vorbehaltenen dokumentarischen Zeugen und den ästhetischen Werken, die in die Obhut der Société des arts kommen, deren Nachfolger zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Musée d’art et d’histoire sein wird. Eine Gruppe von Werken, darunter die Tafeln von Witz, die man als historische Zeugen der lokalen Kunst betrachtet, wird in das wenige Jahre zuvor errichtete Musée Rath gebracht. Ebenfalls im Sinne dieser Unterscheidung tauscht die Société des arts ein Pastell, das Liotard seiner Geburtsstadt per Testament vermacht hatte – das sogenannte Selbstporträt «mit Bart» im türkischen Kostüm – gegen ein anderes Pastell, das Selbstporträt «mit roter Mütze», das damals künstlerisch als weniger bedeutend eingestuft, jedoch als ausreichend angesehen wurde, einen grossen lokalen Künstler zu dokumentieren.

"Autoportrait dit « au bonnet rouge »", Jean-Etienne Liotard, 1767-1768, Bibliothèque de Genève, inv. CIG 0072

Die Neuausrichtung der ikonographischen Sammlungen der Bibliothèque de Genève im 19. Jahrhundert

Infolge der Gründung einer ganzen Reihe von Museen in Genf vor dem Ersten Weltkrieg – Musée académique (1819), Musée Rath (1826), Musée d’histoire naturelle et Musée archéologique (1872), Musée d’ethnographie (1901), Musée d’art et d’histoire (1910) – wird die Bibliothek nach und nach einen Grossteil ihrer Sammlungen historischer Gegenstände verlieren, darunter ihre Gravüren und Medaillen. Die Porträts berühmter Männer (die Totenmaske von Rousseau wird 1952 erworben), Gravüren oder Lithographien mit Ansichten von Genf – eine Graphikabteilung entsteht 1904 – und Regionalkarten sind von nun an die Exzellenzgebiete, welche die Bibliothek durch Käufe sowie Schenkungen von Genfer Familien ausbauen wird. Die thematischen Schwerpunkte liegen bei der Ikonographie der Reformatoren, (die seit 2005 teilweise im Internationalen Museum der Reformation ausgestellt ist) und von Rousseau, die neben den Sammlungen der Nationalbibliothek von Frankreich die wichtigste in Europa ist. Hinzu kommen die Plakatsammlungen, die durch die Einführung der gesetzlichen Pflichtablieferung entstanden sind und deswegen von der Ikonographie getrennte Sammlungen darstellen. Schliesslich sei daran erinnert, dass sich ein grosser Teil der Genfer Ikonographie, insbesondere aus dem wissenschaftlichen Bereich, in den Illustrationen der Werke der allgemeinen Sammlungen und somit nicht in den Sammlungen des Centre d’iconographie befindet.

Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts, aber vor allem im Lauf des 19. Jahrhunderts gesellen sich die Bildhauerei (Büsten und Medaillen) und die Fotografie zu Gemälden und Graphiken. Indes spielt die Fotografie nur eine geringe Rolle in der Erwerbungspolitik des Centre d’iconographie, mit Ausnahme des 1997 erworbenen Bestandes von Susan Farkas. Auch wenn es keinen klaren Willen noch die Absicht zum systematischen Sammeln gab, so ist doch aus diversen Stücken, Auslesen und Alben, die im Lauf der Jahre aus vorwiegend thematischen Gründen erworben wurden – wie auch aus den lange Zeit im Museum für Wissenschaftsgeschichte hinterlegten Daguerreotypen von Jean-Gabriel Eynard – nach und nach ein wertvoller Bestand geworden, der die Entwicklung der lokalen Fotografie von ihren Ursprüngen an dokumentiert, wobei dem Centre d’iconographie lange Zeit das schwache Interesse zugutekam, welches das Medium Fotografie am Markt hervorrief. So wurde in den Beständen der Bibliothek die älteste genau datierbare Fotografie der Stadt identifiziert: eine Ansicht der Baustelle des überdachten Marktes von Bel-Air, aufgenommen 1842.

Die historischen Sammlungen des Dokumentenamtes von Alt-Genf

Ab den 1850er Jahren verändern Sanierungen das Stadtbild, indem sie zahlreiche historisch bedeutsame Gebäude zerstören und ganze Viertel neu erbaut werden. Im Zuge dieses Umbruchs gewinnt das dokumentarische Bild an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert einen kulturellen und gesellschaftlichen Wert, den es zuvor nie besessen hatte. In dieser Zeit entsteht der Begriff vom «Vieux-Genève», dem Alten Genf, der die Stadt vor 1846 und dem Abriss der Festungsmauern bezeichnet. Wenngleich die ikonographischen Sammlungen der Bibliothèque de Genève sich mit ihren Porträtgalerien und idealisierten Stadtansichten stets einen humanistischen Charakter bewahrt haben, so sind die damals gemachten Fotografien als archäologische Zeugnisse zu verstehen, die das Ziel verfolgen, eine Welt getreu abzubilden, die kurzfristig vom Verschwinden bedroht ist. Zahlreiche Unternehmen entstehen, um die Stadt und ihre Gebäude zu inventarisieren, archäologisch und architektonisch zu erfassen oder Abgüsse von seltenen Gegenständen zu erstellen, ganz zu schweigen von der Blüte, welche die Fotografie erlebt. Unter den auf diesem Gebiet herausragenden Initiativen ist die Schaffung des Stadtreliefs durch Auguste Magnin im Jahr 1850 zu erwähnen, das an der Schweizer Landesausstellung 1896 gezeigt wurde, sowie die Veröffentlichung der fotografischen Aufnahmen von Frédéric Boissonnas zwischen 1897 et 1907, die unter dem Titel Anciennes maisons de Genève (Alte Genfer Häuser) versammelt sind.

"Chantier de démolition de la Porte de Neuve", photographe anonyme, 1855, Bibliothèque de Genève, inv. CIG VG P 0631

Gründung des Dokumentenamtes von Alt-Genf

Die Behörden kommen mit ins Spiel, als 1907 das Gemeindeamt Vieux-Genève (Alt-Genf) gegründet wird, das die Zeugnisse der historischen Stadt dokumentieren und wenn möglich bewahren soll. Die neue Einrichtung, die ursprünglich von dem Architekten Camille Martin, einem der Urheber von Anciennes maisons de Genève, geleitet wird, erhält 1909 als Schenkung die Sammlungen der Vereinigung des Schweizer Museums für dokumentarische Photographien, die 1901 auf Veranlassung des Konservators des Münzkabinetts Eugène Demole gegründet wurde. Schon damals waren dies mehr als 20’000 Dokumente, Negative und Abzüge zu verschiedenen Schweizer und Genfer Themen, die das Kernstück der Sammlungen des neuen Amtes bildeten. Nachdem es zunächst in der Bibliothèque de Genève untergebracht war, wird «Alt-Genf» 1912 an das Museum für Kunst und Geschichte angeschlossen, denn der Auftrag des Amtes reicht über die ikonographischen Sammlungen, die durch seine Dokumentenstelle betreut werden, hinaus. Letztere steht unter der Leitung von Ernest Renard, dem Stellvertreter des neuen Konservators von Alt-Genf und künftiger Kantonsarchäologe, Louis Blondel. Das Dokumentenamt von Alt-Genf erhält 1929 an der Promenade du Pin seine eigenen Räumlichkeiten, die 1951 umgebaut werden, bevor es 1993 an den Standort Pont-d’Arve zieht. Seit 1986 verfügt das Amt in dem Stadtmuseum Maison Tavel über einen bemerkenswerten Ausstellungsort, der einen frischen Wind in die Sammlungen von Alt-Genf bringen wird (Schenkung von Bernard Naef, 1985).

"L’ancienne salle du Vieux-Genève au Musée d’art et d’histoire", photographe anonyme, juin 1980, Bibliothèque de Genève, inv. CIG VG N24x36 555/17

Topographisches Ordnungssystem und Fotografiesammlungen

Auch wenn die Angliederung von Alt-Genf an das Museum die Sammlungen um Stücke erweitert, die sich teilweise mit den Sammlungen der Bibliothek überschneiden – das Museum kauft 1992 die älteste in den Sammlungen des Centre d’iconographie aufbewahrte Ansicht von Genf, eine Federzeichnung, die auf die 1540er Jahre datiert werden kann – so stellen doch die Archäologie und noch mehr die Architektur die Exzellenzgebiete von Alt-Genf dar. Ab 1907, anlässlich der Trennung von Kirche und Staat, wird der Bestand Saint-Pierre geschaffen, der Pläne und ikonographische Dokumente der Genfer Kathedrale versammelt. Sehr schnell verfügt das Amt über eine beispiellose Dokumentation über die historische und die moderne Stadt, vereint in einer Photothek, die fortlaufend erweitert wird. Das Ordnungssystem steht ganz unter dem Zeichen der Topographie, die den archäologischen und architektonischen Studien gemein ist; dank dieses Systems können Dokumente, die ein Gebäude und seine Geschichte betreffen, schnell gefunden werden.

In der Tradition des Museums Demole spielt die Fotografie weiterhin eine zentrale Rolle beim Anwachsen der Sammlungen. Bis in die Nachkriegszeit hinein bleibt es die Politik des Amtes, im Abriss befindliche Gebäude gelegentlich zu dokumentieren. Ab den 1950er Jahren gewinnt die Erwerbung schon bestehender Fotografiesammlungen zentrale Bedeutung. Sie enthalten hauptsächlich Bestände aus Fotoateliers sowie Presse- und Unternehmensbestände (von Porträtfotografen, Postkartenverlegern, Presseagenturen und Zeitungen). Sie repräsentieren die Zeugen eines goldenen Zeitalters der Fotografie, als die Zahl der in diesem Gewerbe Aktiven in der Stadt sehr hoch war, insbesondere wegen der internationalen Ausstrahlung Genfs ab den 1920er Jahren. Die historischen Bestände enthalten insbesondere die oft nur teilweise erhaltenen Archive von den Genfer Fotografen Charles Edouard Boesch, Jean-Guillaume Cadoux, Mick Desarzens, Louis Dumas, Charles-Gustave und Pierre-Charles George, dem Atelier Albert Grivel, der Agence Interpresse, den Verlegern Jaeger und Jullien Frères, Frank-Henri Jullien, André Kern, Max Kettel, Valentine Mallet, Victor-Louis Neri, Jean Netuschil, Le Pool photos, Jacques Thévoz, Maurice Wassermann und Joseph Zimmer-Meylan – hinzu kommen grosse Unternehmensbestände, vor allem von Cuénod, Sécheron und den Services industriels de Genève (SIG).

"Le cortège de l’Escalade passant devant les maisons médiévales en démolition à Coutance", Jeanne Joséphine Marie Valentine Mallet, 1er juin 1903, Bibliothèque de Genève, inv. CIG AES N09x12 574

Die Aufwertung der Fotografie und die zeitgenössischen Sammlungen

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wird das Interesse an der technischen Seite der Fotografie mit deren allgemeiner Wertschätzung steigen. Bis dahin wurde das Medium nur wegen seines dokumentarischen Werts geschätzt – grosse Aufmerksamkeit galt den originalen und schwarzweissen Negativen –, doch zunehmend sammelt man es wegen seiner eigenen Qualitäten. Dieses neue Bewusstsein schlägt sich nicht nur in Ausstellungen der Bestände Genfer Fotografen in der Maison Tavel nieder, die von fachlichen Publikationen begleitet werden, sondern auch in der Restaurierung alter Abzüge, die in den Sammlungen aufbewahrt wurden, aber Schaden genommen hatten aufgrund von Ordnungssystemen, die deren Eigenwert vernachlässigten.

Eine weitere Auswirkung des erneuerten Interesses an der Fotografie spiegelt sich im Erwerb von Fotografien zeitgenössischer Autoren wider, auch wenn es hierbei um geringe Mengen geht. So haben sich die Sammlungen um Arbeiten von Fotografen erweitert wie Jacques Berthet, Nicolas Crispini, François de Limoges, Christiane Grimm, Alan Humerose, Didier Jordan, Alain Julliard, Denis Jutzeler, Antonio Masolotti, Claudio Merlini, Fausto Pluchinotta, Charles Weber.

"Graffiti anti-G8 sur les palissades de protection de la Banque cantonale de Genève", Fausto Pluchinotta, juin 2003, Bibliothèque de Genève, inv. CIG IG 2003-003 P 18

Mehr erfahren:

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Tätigkeiten und Erwerbungen des Centre d’iconographie wurde jährlich im Compte rendu annuel, später Rapport annuel der Bibliothèque publique et universitaire de Genève (später Bibliothèque de Genève), Genf 1879-2008, veröffentlicht.

Danielle Buyssens, in Zusammenarbeit mit Sabina Engel und Christine Falcombello, « Galerie de portraits et collections iconographiques », in: Patrimoines de la Bibliothèque de Genève. Un état des lieux au début du 21e siècle, Texte versammelt und hrsg. von Danielle Buyssens, Thierry Dubois, Jean-Charles Giroud und Barbara Roth-Lochner, Genf 2006, S. 146-167.

Eine regelmässige Chronik über die Tätigkeit und die Erwerbungen des Service documentaire du Vieux-Genève und sodann des Centre d’iconographie genevoise (ab 1993) erschienen in der Zeitschrift Genava des Musée d’art et d’histoire (1923-2008).

Estelle Sohier und Ursula Baume-Cousam, «Musée, histoire et photographie, le cas de Genève : sur les traces du Musée suisse de photographies documentaires (1901-1909)», dans Anne Lacoste, Silvio Corsini, Olivier Lugon (dir.), La mémoire des images. Autour de la Collection iconographique vaudoise, Gollion: Infolio, 2015, p. 168-193 

Passage de la Tour 2
1205 Genève

T: +41 22 418 46 70
F: +41 22 418 46 71
cig.bge(at)ville-ge[dot]ch

Montag bis Freitag: 9-12 Uhr nach vorheriger Vereinbarung

Nicolas Schätti
Konservator
nicolas.schaetti(at)ville-ge.ch
T: +41 22 418 46 77